Coeur d'Artichaut

Küchenchef: Frédéric Morel | Küchenstil: Frankophil

9,0
Essen
8,7
Ambiente
8,7
Service
9,0
Preis
8,9
Gesamt
Coeur d'Artichaut teaser image

Das hat die Studentenstadt noch nicht gesehen: Bretonische Einflüsse, die auf moderne und überraschende Weise mit westfälischen Zutaten und  kreolischen Gewürzen kombiniert werden. Und das nur als Menü, nicht à la carte.

An einem schmuddeligen Wintertag im Februar verschlug es mich nach Münster, wo ich mit dem Coeur d‘Artichaut eine der vielversprechendsten gastronomischen Neueröffnungen der letzten Monate besuchen wollte. Die Geschichte des Coeur d’Artichaut beginnt aber nicht in Westfalen, sondern im hohen Norden unseres Landes, wo sich irgendwann die Wege von drei Menschen in einem der besten Hotels in Hamburg kreuzten.

Frédéric Morel, geborener Bretone, arbeitete, nach seiner Ausbildung und einer ersten „Sternestation“ in England, zunächst zwei Jahre in seiner Heimat bei Olivier Bellin im l’auberge des Glazicks**. Von dort aus ging es weiter nach Hamburg zu Thomas Martin ins Louis C. Jacob**, was, wie sich gleich herausstellen wird, eine sehr wichtige Station in seiner Laufbahn war. Nach einem Jahr bei Joachim Wissler im Vendôme***, wurde er schließlich Küchenchef im „Se7en Oceans“ in Hamburg, wo er vier Jahre den Michelinstern halten konnte.

Elisabeth Morel, eine gebürtige Münsteranerin zog es in ihrem Berufsleben zuerst nach Hamburg, wo sie ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau absolvierte. Wie der Zufall es will, tat sie dies im Louis C. Jacob, wo sie nicht nur den Beruf, sondern auch ihren zukünftigen Mann Frédéric kennen und lieben lernte.

Pascal Hinkelammert, gebürtiger Westfale, entschied sich irgendwann, einen Weg in der gehobenen Gastronomie einzuschlagen. Dafür ging er nach Hamburg und drei Mal dürft ihr raten, wo er unter anderem anheuerte: Richtig, im "Louis C. Jacob", wo er auf Frédéric und Elisabeth traf. Nach acht gemeinsamen Jahren, mittlerweile als rechte Hand von Frédéric im "Se7en Oceans", ging er als guter Freund der Morels mit nach Münster, um dort von Beginn an, Teil des eigenen Restaurants von Frédéric und Elisabeth zu werden: dem Coeur D'artichaut.

Hier in Münster ist das Trio seit Oktober 2019 in vielerlei Hinsicht gastronomisch-kulinarischer Vorreiter. Die Morelsche Handschrift, bei der, auf moderne und überraschende Weise, bretonische Einflüsse auf westfälische Zutaten und kreolische Gewürze treffen, ist ein absolutes Novum in der Studentenstadt. Und auch die  Tatsache, dass man nicht à la carte, sondern lediglich ein Menü in vier, sechs oder acht Gängen bestellen kann, gab es so noch nicht. „Die Leute haben bereits vor der Eröffnung gesagt, das wird nix“ erzählt mir Frédéric bei einem kleinen Schwätzchen zwischen zwei Gängen.

Aber da haben sich die Leute wohl geirrt, denn das Konzept ist so erfolgreich, dass man an den Wochenenden bereits einige Wochen im Voraus ausgebucht ist und auch unter der Woche ein wenig Glück dazu gehört, einen Tisch zu bekommen. Glücklicherweise haben die Inspektoren des Guide Michelin einen der begehrten Plätze ergattert, denn so ging bereits ein halbes Jahr nach der Eröffnung ein Sternchen über dem Innenhof des Alten Fischermarktes in Münster auf.