PHOENIX

Enttäuschend vom Anfang bis zum Ende


Bericht: Sascha Perrone  |  Fotos: Sascha Perrone
- 19.04.2016 -


SP



So viel sei als Auszug meines Fazit vorweggenommen: Noch nie habe ich mich in einem Restaurant so fehl am Platz gefühlt wie im Phoenix. Dabei war meine mit Spannung gepaarte Vorfreunde auf das vor wenigen Monaten, im legendären Dreischeibenhaus, eröffnete Restaurant richtig groß, denn was war nicht alles zu lesen, über das außergewöhnliche Konzept: Monatelanger Umbau, eigens eingeflogene TOP-Architekten, nichts von der Stange, feinste Materialien, maßgeschneiderte Sitzinseln, Naturstein, Lichtkonzepte und und und - man war ich gespannt!

Und mein Lunch an einem Dienstagmittag begann auch mit einem ganz ordentlichen ersten Eindruck, nachdem ich an einem Tisch unweit der mit Glas abgetrennten Küche, auf den sehr bequemen, türkis-blauen Polstern, Platz genommen hatte. Meine freudige Stimmung kippte jedoch recht schnell wieder, als ich auf meine Nachfrage beim Service, ob ich ein paar Fotos machen dürfe die Antwort "Ich habe gerade bei der Restaurantleitung nachgefragt und Fotografieren ist leider VERBOTEN!" bekam.
WOW, das ist auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal des Phoenix, denn es ist das Einzige, unter den mehr als 250 von mir besuchten, Restaurants in Düsseldorf, die mir das Fotografieren verbieten.
Schade fand ich auch, dass die zitierte Restaurantleitung es nicht für nötig hält, die Nachricht selbst zu überbringen und dabei, vielleicht auch aus eigenem Interesse, nachzufragen, wofür die Fotos denn gedacht sind.
Sei es drum, gibt's halt keine Fotos!
 
Kümmern wir uns also um das Essen: Zur Auswahl steht, neben den à-la-Carte-Speisen und einer Spargelkarte, auch ein Business Lunch als 3 Gang Menü zu 45 EUR und 2 Gang Menü zu 37 EUR. Stolze Ansage, aber ich entscheide mich dennoch für die 3 Gänge, wenngleich meine Erwartungshaltung dadurch deutlich ansteigt - bekommt man doch in vergleichbaren Restaurants mittags 3 Gänge schon für unter 30 EUR.

Los geht's mit "hausgebackenem Brot mit zweierlei Aufstrich". Hinter den zweierlei Aufstrichen verbirgt sich eine klassische Butter, sowie ein Sellerie-Fenchel-Dip. Auch das Brot kommt in zweierlei Varianten daher, eine dunkle mit Nüssen und eine helle gespickt mit mediterranem Kräuter-Touch. Alles völlig in Ordnung, aber nicht so spektakulär, dass man es auf der Speisekarte wie einen separaten Gang anprangern muss.

Dann kommt der eigentliche erste Gang, der da heißt "Toro von der Stachelmakrele mit Kohlrabi und Avocado". Toro kenne ich bisher nur vom Thunfisch, aber von der Makrele ist halt mal was anderes. Gut gemacht, aber nichts besonderes.

Als Hauptgang gibt es "Geschmorte Lammhaxe, Baba Ghanousch, Couscous, Dörrobst". Auf diesen kreativ klingenden Gang war ich seit Beginn besonders gespannt, leider rückte der Hauptakteur, die Lammhaxe, komplett in den Hintergrund, denn es ist weder gelungen dem Fleisch eine besondere Geschmacksnote zu verleihen, noch war das Fleisch besonders zart, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Zudem kam irgendwo her eine unangenehm nachhallende Schärfe, die selbst noch beim Dessert auf meiner Zunge kribbelte.

À prospros Dessert, dies war heute ein "Törtchen von weißer Schokolade mit Mascarpone, Rote Früchte und Aloe Vera". Nichts was ich nicht schon aus anderen Restaurants kenne und nicht so neu interpretiert das es lange im Gedächtnis bleiben würde. Neu war allerdings der kleine Showact der Servicemitarbeiterin, die aus einem eigens mitgebrachten Kännchen eine Art flüssiges Fruchtsorbet um das Törtchen verteilte und mir dann O-Ton "Ist leider nicht schön, aber trotzdem viel Vergnügen" wünschte. RESPEKT!

Ansonsten waren die Damen im Service aber durchweg bemüht und aufmerksam, wenn auch ein wenig zu stocksteif für ein im 21. Jahrhundert eröffnetes Restaurant.

Mein Fazit zum heute erlebten: Das Phoenix ist sehr hochwertig eingerichtet und man merkt, dass Geld beim Bau dieses Restaurants keine Rolle gespielt hat. Dadurch wirkt es auf mich aber auch eher wie eine Kunstaustellung mit Essens-Angebot, durch die man hindurchschlendern will ohne Platz zu nehmen. Was dem Phoenix auf jeden Fall fehlt ist Etwas, das man mit Geld nicht kaufen kann: Eine Seele! Diese bringt dir kein Architekt dieser Welt und man kann sie auch in keinem anderen Restaurant abkupfern oder abkaufen - die Seele entsteht durch die Leidenschaft, Hingabe und Überzeugung, die vor allem die Menschen mitbringen und verkörpern, die in dem Restaurant arbeiten...und diese Seele sucht man hier vergebens.


******